Silhouette einer mittelalterlichen Stadt
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Portrait der Künstlerin: Collectorbears by Annerose Schneider

Dicht gedrängt stehen sie um das flackernde Feuer am offenen Kamin: Ritter, Knappen, Narren mit Schellen und Druiden. Keiner gleicht dem anderen, jeder ist ein Individuum in Kleidung und Art. Manche tragen Kettenhemden, andere ein ledernes Wams oder gar einen gefiederten Mantel. Eng aneinander gereiht, wie die Glieder eines Kettenhemdes warten sie gespannt darauf, wie es weitergehen wird. Wo endet die Reise? Kein Wort ist zu hören, man spürt nur die wohlige Wärme aus dem Kamin.

Nein, liebe Leser, Sie sind nicht im falschen Film, wie Sie jetzt vielleicht vermuten könnten, sondern im Ledersessel im gemütlichen Wohnzimmer von Teddymacherin Annerose Schneider. Und was sich da um den Kamin drängt sind ihre zum Teil preisgekrönten Bären, die ungeduldig auf die nächste Bärenmesse warten, um ein neues Heim zu finden.

Die Künstlerin ist keine Unbekannte in der Teddybär-Szene, liefert weltweit und sammelt Preise. Der Bär „Artus“ gewann bei der Verleihung des Meisterteddy 2001 den ersten Preis. „Richard of Navarra“ war für den Golden Teddy Award 2002 in Amerika nominiert und „Sir Shanahan“ in der Kategorie „bekleidete Bären“ für den Tokyo International Teddy Award (TITA) 2002. Für den Goldenen George auf der TEDDYBÄR TOTAL erhielt sie mehrere Nominierungen, erreichte zweimal den 3. Platz, gewann 2013 in der Kategorie "Artist Bär bekleidet" den ersten Platz im Wettbewerb "TED worldwide award 2013" … und … und … und ...

Sogar unter die Promis sind die Bären aus dem TheaterTeddyTeam schon gegangen, denn auch Bill Clinton, der zusammen mit Annerose Schneider Geburtstag feiert, kann auf ein Exemplar der Künstlerin in seiner umfangreichen Sammlung verweisen.

Ich sitze hier behaglich im Sessel mit einem Becher Met in der Hand und bitte die Teddybärenmacherin, mir ihre Geschichte selbst zu erzählen. Wie kam Annerose Schneider eigentlich darauf, Bären in mittelalterlicher Kleidung zu machen? Bis dahin war es ein weiter Weg und angefangen hat alles ganz anders und viel kleiner. Doch lassen wir Annerose Schneider selbst erzählen:

Schon als Kind hatte ich eine Vorliebe für Burgen, Rittergeschichten, Drachen und Prinzessinnen. Ich besichtigte lieber Schlösser als auf einen Spielplatz zu gehen. Ständig löcherte ich meine Mutter, sonntags mit mir zu irgendwelchen Burgen zu fahren.

Zu Hause dachte ich mir dann kleine Geschichten aus. Meine Puppen und Bären fungierten dabei als Statisten. Mein großer Teddy bekam meistens eine Tischdecke als Umhang, einen Kochlöffel als Zepter und einen Ast mit Schnur als Bogen in die Pfote. Der Arme musste für die verschiedenen Rollen herhalten. Ich habe ihn heute noch und er sieht ziemlich lädiert aus.

Auch meine Puppen trugen allesamt merkwürdige Kleider aus den ungewöhnlichsten Materialien. Selbstverständlich spielte ich auch im Schultheater, konnte allerdings erst als Erwachsene meinen Hang zur Bühne richtig ausleben. Ich nahm Schauspielunterricht in München, wo ich einige Jahre lebte. Nach einem Umzug begann ich bei der Städtischen Theatergruppe Ansbach. Von da ab standen Figuren von Shakespeare, Schiller oder auch moderne Stücke von Ionesco sowie Improvisationen auf meinem Programm.

Eines Abends kam eine Kollegin aus dem Ensemble zu spät zur Probe. Sie sagte, sie hätte unbedingt noch ihren selbst genähten Teddy abholen müssen und zeigte diesen herum. Ich sah den kleinen Kerl und schon war es um mich geschehen. Gleich am nächsten Tag meldete ich mich für einen Teddynähkurs an.

Der erste Bär war natürlich krumm und schief und ähnelte mehr einer Maus. Ich fand ihn jedoch wunderschön. Der zweite und der dritte waren schon etwas bäriger und so verbesserte ich mich von Mal zu Mal. Dann entdeckte ich an einem Zeitungskiosk spezielle Bärenzeitschriften wie TusF, TeddyScene und Teddy Review.

Der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Ich kaufte alles an Teddyzeitschriften und Büchern was mir in die Finger fiel. Hier erfuhr ich zum ersten Mal, dass es eine wundervolle Teddybär-Szene gibt und dass ganz in der Nähe von Ansbach das größte Fachgeschäft für Teddybären in Deutschland ist, das Teddyland in Rothenburg. Natürlich musste ich so schnell wie möglich dorthin und bewunderte die traumhaften Künstlerbären.

Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem professionelle Hilfe nötig war und ich besuchte Schnitt- und Bärenkurse, um mich zu verbessern. Bis dahin hatte ich jedoch noch nicht „meinen“ Bären gefunden.

Auf der Suche nach einer Idee für den ersten meiner Bären, der an einem Wettbewerb teilnehmen sollte, kam ich im Herbst 1999 an jenem denkwürdigen Tag zufällig in den Mittelalterladen von Roger Stenke und entdeckte ein wunderschönes kleines Schwert. Da war die Idee: Ein Schwert, ein Bär, ein kleiner Ritter – das war es.

Ich kam mit dem Ladenbesitzer ins Gespräch. So bekam mein erster Ritterbär eine Hose aus Leder, ein Leinenhemd, ein Schwert und damals noch gekaufte Bundschuhe. In einem Buch entdeckte ich die Abbildung einer mittelalterlichen Kopfbedeckung, einer sogenannten Gugel. Nach langem Probieren gelang mir sogar ein richtiger Schwertgurt. Dieser Teddy bekam zwar keinen Preis, wurde aber im Wettbewerb viel beachtet.

Mein Ehrgeiz war geweckt und ich lernte bei Roger das Herstellen von Brigantinen, Gambesons und Waffengurten nach historischen Vorlagen. Der nächste Wettbewerb war der „Golden George“, damals noch in Hennef. Mein Don Quichotte erreichte dort auf Anhieb den dritten Platz.

Von da ab gab es kein Halten mehr. Ich begann, Mittelaltermärkte zu besuchen und merkte schnell, dass es dort noch andere Leute gab, die sich mit dem historischen Mittelalter befassten, weitab von allen Hollywood-Klischees. Ich lernte das Knüpfen von Kettenhemden und -hauben, das Schneidern von Lederwamsen und das Anfertigen von Schwertgurt-Aufhängungen, mein Mann Klaus das Herstellen von Bundschuhen, da die großen Füße unserer Bären für Stiefel nicht geeignet sind.

Durch meine Verbindungen zur Mittelalterszene habe ich Silvio Vass kennengelernt, einen Bogenschützen, der nun für mich mittelalterliche Miniaturwaffen, Wikingersax, Messer und Dolche herstellt, die zu meinen Bären passen oder zu denen ich Bären in der entsprechenden Größe fertige. Auch Kurz- und Langbögen, Pfeile mit echten Federn, Köcher aus Leder und eine winzige Davids-Schleuder hat er schon für mich gemacht. Inspirationen und Anregungen holen wird uns in Ausstellungskatalogen und Museen.

Mindestens 30 bis 50 Arbeitsstunden dauert es, bis einer der 15 cm bis 60 cm großen Ritterbären in unserer kleinen Werkstatt entstanden ist. Bei manchen Ausrüstungsgegenständen dauert es nochmal so lange oder länger, aber es macht mir immer noch sehr viel Freude, jeden Teddy individuell zu gestalten.

Nun ist es spät geworden am Kamin und der Becher Met ist fast leer. Ich bedanke mich bei Annerose Schneider. Beim Hinausgehen fällt mein Blick auf den großen alten Bären in der Werkstatt, der das Motto der TeddyTeams zu brummen scheint: Wirklich reich ist, wer mehr Träume hat, als die Wirklichkeit zerstören kann.

(Holger G. Lang/Annerose Schneider)


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